Grusswort
Die Aktivistin Irmela Mensah-Schramm
Gibt man in einschlägigen Suchmaschinen den Namen Irmela Mensah-Schramm ein, wird man förmlich erschlagen von Texten, Bildern, Videos - Medienveröffentlichungen aller Art. Erschlagen ist im besten Sinn gemeint, denn die 1945 in Stuttgart geborene Aktivistin für Menschenrechte und ehemalige Erzieherin und Heilpädagogin an einer Berliner Schule für geistig Behinderte ist seit 1986 keine Unbekannte mehr. In Berlin begann sie mit der Dokumentation und Entfernung von rassistischen und antisemitischen Aufklebern und Graffiti.
Sie schreibt bisher eine bewegte und nicht minder interessante Lebensgeschichte und ein Ende ist nicht abzusehen.
Nach dem Mauerfall weitete sie ihren Aktionsradius auf andere Bundesländer und Europa aus.
Niemals geht sie ohne eine Tasche mit Fotoapparat, Bürsten, Pinseln, Lösungsmitteln und Farbe außer Haus. Nach einem Unfall im Winter 2009/10 machte sie sich bei Schnee und Glätte selbst auf Krücken auf den Weg, um Hassschmierereien zu suchen und zu entfernen.
Und auch im Jahr 2019 konnte sie die Füße nicht stillhalten und war wochenlang, zwar unwissentlich aber unter Schmerzen, mit einem gebrochenen Knie unterwegs.
Ihr Engagement und Ihr Herzblut für eine bessere Welt kennt im wahrsten Sinne des Wortes keine Grenzen.
Mit weit vielen 100 Ausstellungen und in unzähligen Workshops an Schulen oder in Einrichtungen dokumentiert sie ihre Arbeit. Sie entfernte 1000e Aufkleber und ihr Archiv umfaßt weit über 16.000 Bilddokumente.
Sie erhält für ihre Arbeit keine staatliche finanzielle oder sonstige Hilfe, eher ist sogar das Gegenteil der Fall. Ihre Arbeit finanziert Irmela von ihrer Rente und über Spenden von Unterstützer*innen. Der Liedermacher Gerhard Schöne ehrte sie mit dem Song Die couragierte Frau.
Unverständnis und Anfeindungen, bis hin zu Gewalt- und Morddrohungen, begleiten sie bei Ihrem Handeln. Auch läßt sich manchmal bei der Beseitigung von Aufklebern und Graffiti die Beschädigung einer Glasscheibe oder eines Firmenschildes nicht umgehen, was sie aber in Kauf nimmt, da fär sie die Menschenwürde einen weit höheren Wert hat.
Viele Anzeigen wurden gegen Sie erstattet, mehrere Verfahren eröffnet und wieder eingestellt oder gingen auch nicht so gut aus. Nicht immer geht es dabei um Sachbeschädigung, was ein Beispiel zeigen soll:
1992, beim Übermalen des Graffito Türken vergasen auf dem S-Bahnhof Friedenau, versuchte ihr ein Wachschutz-Beamter gewaltsam den Buntstift zu entreißen. Er schob sie rückwärts zum Bahnwärterhäuschen, so daß sie schwer auf den Hinterkopf stürzte. Im Krankenhaus wurde sie wegen Schädelhirntrauma und Bluterguß behandelt. Sie erstattete Anzeige wegen Körperverletzung, der Wachschutzbeamte wegen Hausfriedensbruchs, Sachbeschädigung und Körperverletzung. Beide Verfahren wurden eingestellt, vermutlich, weil kein großes Tamtam darum gemacht werden sollte.
Ich bewundere den Mut und die Kraft dieser Frau, die sich so stark für andere engagiert, obwohl Ihr eigenes Leben nicht leicht war und ist und die diese Kraft an andere weiter gibt. Die Worte Sensibilsierung und Zivilcourage haben für mich eine ganz neue Bedeutung erhalten, seit dem ich Irmela Mensah-Schramm kenne. Am 01.09.2016 hatte sie ein zwar trauriges, aber starkes Jubiläum: 30 Jahre Politputze!
Gigi, Initiative gegen Rechts Friedrichshain / Register Friedrichshain-Kreuzberg