Dem Hass keine Chance geben

Hier befindet sich auf der neuen Website leider noch eine Baustelle. Der Text wird in der Folgezeit ergänzt und um einige Gerichtserfahrungen erweitert. Auch Fotos werden noch eingestellt.

Bekanntlich werden für Misstände die Schuldigen gesucht und so mancher Zeitgeist glaubt ihn gefunden zu haben. - Gemeint sind die noch Schwächeren.
 
Da dreht schon das Wort "Sozialhygiene" die Runde und dies kann sehr wohl von einem geistigen Brandstifter ausgesprochen worden sein. - Das spiegelt sich wieder in Schmierereien.
 
Als nächste Steigerung in tätlichen Angriffen gegen die als Schuldige auserkorenen Mitmenschen, wobei auch vor Mord nicht zurück geschreckt wird!
 
Nachdem ich die ersten Hassbotschaften entdeckt habe, die auch zum Mord an Juden, Immigranten und Linke aufforderten, machte ich mich sofort daran, diese nach der fotgrafischen Dokumentation zu entfernen.
 
Das war am 1. September 1986. Heute füllen bereits über 27.000 Fotos 115 Ordner (Stand Anfang 2020).
 
Ich bin mir bewusst, dass ich bei meinen Aktionen Sachbeschädigung begehe und etwaige rechtliche Folgen zu erwarten habe. Dies hält mich aber nicht davon ab!
 
Erschreckend sind die Reaktionen der mich beobachtenden Mitmenschen, die die Hass-Schmierereien lieber hinnehmen, meine Putzaktion belächeln und die mitunter nicht ausbleibenden Sachbeschädigungen zum Anlass für zum Teil wüste Beschimpfungen und Drohungen nehmen.
Ich hätte diese Art der Meinungsfreiheit zu respektieren. Und als Reaktion auf niedrigstem Niveau folgten auch tätliche Angriffe gegen mich.

Auch ekelhafte Zusendungen erreichen mich und leider kam es auch schon zu Vandalismus:
 

Dennoch gibt es Mitmenschen, die mich unterstützen: ein Angestellter aus der Pizzaria, der im ganzen Haus nach einer Leiter für mich suchte, oder ein Fahrgast, der mich schweigend auf dem S-Bahnhof umarmte und sich dann bedankte.
 
Wichtig sind für mich Gespräche, die ich auch zu meinen Gegnern suche. Ich weiß aus Erfahrung, dass über bestimmte Dinge im Kollegenkreis oder in der Familie gesprochen wird und mein Verhalten mitunter Diskussionen auslöst - aber gerade das ist mein Anliegen.
 
Ich habe sogar erlebt, dass ich bei einem Zusammentreffen mit sympathisierenden oder bekennenden Nazis diese so in Verlegenheit brachte und sie - ohne Drohung gegen mich - schweigend weggegangen sind.

Es folgen Bilddokumentationen. Die ersten beiden waren Anlass von zwei Gerichtsverhandlungen, die im Anschluss kurz erläutert werden.

Bilddokumentationen

                 
 
        
 
                 

Die Menschenwürde ist unanstastbar!
Ist das so?

Was kann passieren, nachdem eine Anzeige gegen mich erstattet wurde, weil ich z. B. eine Hass–Schmiererei übermalt habe, weil sie die Menschenwürde verletzt, Rassismus schürt oder sogar ein verbotenes Symbol enthielt?
Wenn es zur Gerichtsverhandlung kommt, spielt dann die verletzte Menschenwürde der Zielgruppe von Hass–Schmierereien überhaupt noch eine Rolle oder habe ich nur eine Sachbeschädigung begangen, weil ich mit Farbe die vorher bereits angebrachte Farbe unkenntlich gemacht habe?

Bei den meisten gegen mich erstatteten Anzeigen, kam es wegen Einstellung des Verfahrens nicht zu Gerichtsverhandlungen. Zwei Fälle, bei denen dies nicht so war, beschreibe ich hier kurz: Mehrere Strafanzeigen und zwei Gerichtsverfahren wegen “Sachbeschädigung“ einer ‘Politisch motivierten Sachbeschädigung‘ von rechts.

An alle, die sich so solidarisch in beiden Fällen gezeigt haben, die Begleitung von drei Mitgliedern von “Gesichtzeigen!“, dem Rechtsanwalt in Dresden und allen, die gespendet haben Meinen allerherzlichsten Dank ! Gemeinsam sind wir stark!

1. Strafverfahren 2016

Im Februar entdeckte ich im Fußgängertunnel über dem Autobahnkreuz Dreilinden in Berlin-Zehlendorf zwei große “Merkel muss weg“ Graffitis.

Ich beschloss daraufhin diese Sprüche mit Farbspray in “Merke! Hass muss weg“ zu verändern und setzte diesen Plan am 04.03.2016 um.

Bei der 1. Aktion großes Geschrei zweier ‘besorgter Bürger‘, die gleich die Polizei benachrichtigten. Bei der 2. Aktion fuhr ein Polizist außer Dienst direkt in die Aktion und wurde auch plötzlich ‘dienstlich‘ tätig und rief die Kollegen.

Eine Strafanzeige der wenig später eintreffenden Polizisten erhielt ich wegen “Gemeinschädliche Sachbeschädigung durch Graffiti auf Straßen, Wegen und Plätzen mit politischem Hintergrund“.
Das 1. Graffito war dem Ordnungsamt in Zehlendorf seit Monaten bekannt.

Im Strafprozess am Amtsgericht Berlin Tiergarten am 05. Oktober 2016 wurde ich verwarnt. Die Verhängung der Geldstrafe von 30 Tagessätzen zu je 60,00 bleibt vorbehalten. Also mit ‘Bewährung‘.
Dagegen hat die Staatsanwaltschaft sofort Berufung eingelegt, denn es wurde bei mir ‘Reue‘ vermisst und auch festgestellt, dass ich weder einsichtig noch als Vorbild zu erkennen wäre.
Die Strafe war zu milde, zumal ich mit ‘pinker Farbe‘ gesprüht hätte.

Am 14.06.2017 wurde das Verfahren eingestellt, da ein “Verfahrenshindernis eingetreten sei“!

Ich bin keine Anhängerin von Merkel, aber auch sie hat ein Recht darauf, menschenwürdig behandelt zu werden.

Strafbefehl (PDF) | Pressestimmen (PDF)

2. Strafverfahren 2019

Am 12. Dezember 2018 fuhr ich nach Eisenach (Thüringen), um Nazibotschaften zu tilgen.
Ich traute meinen Augen nicht, denn gleich nahe dem Bahnhof sah ich an den Hauswänden und Mauern die in der Naziszene üblichen Graffitis wie “NS Zone“ und “Nazi Kiez“.

Als gleich gerade zwei Polizisten an mir vorbei liefen, sprach ich sie darauf an. Die Reaktion: “Ja, ja“. Dann sagte ich ihnen, dass ich Farbspray dabei hätte und diese inakzeptablen Botschaften übersprayen würde. Darauf kam die Antwort nur: “Ja, ja“.

Gut, dachte ich und machte dann auf die NS– und Nazi–Buchstaben ein schönes Herz, damit eine “Herz–Zone“ und einen “Herz–Kiez“.

Ältere Männer zeigten sich voll empört, dagegen haben einige Passant*innen ihre Sympathie offen gezeigt.
Es kam zu keinem Polizeieinsatz an diesem Tag und ich bin zufrieden und unbescholten nach Berlin zurück gefahren.

So staunte ich nicht schlecht, als ich für den 4. Mai 2019 eine Vorladung zum Landeskriminalamt in Berlin erhielt, wegen Sachbeschädigung in Eisenach.
Ich habe den beiden vernehmenden LKA–Beamt*innen die ganzen von mir in Eisenach von den Nazigraffitis aufgenommenen Fotos vorgelegt. Sie staunten nicht schlecht.
Dann wurde mir, auf meine Bitte hin, ein Foto gezeigt, das eine Person offensichtlich aus der Nähe von mir von hinten aufgenommen hat. Daher erstaunlich, dass mich die Strafanzeige überhaupt gefunden hat.

Am 9. Oktober wurde ich zur Gerichtsverhandlung ins Amtgericht Eisenach vorgeladen.
Dem Richter gelang es nicht, mich mit einem Bußgeld zu überzeugen und er verurteilte mich zu einer Geldstrafe von 1050,00 ohne Bewährung.
Der Richter musste erkennen, dass ich mich von nichts abschrecken lasse und wir haben Rechtsmittel eingelegt.

In der gleichen Zeit passierte der schreckliche antisemitische Anschlag in Halle mit zwei Toten!
Dies hat auch für mich bei diesem Hintergrund eine ganz schlimme Bedeutung bekommen.

Erst am 28.06.2019 wurde ich in Erfurt (Thüringen) mit dem “Jochen–Bock–Preis für Zivilcourage“ ausgezeichnet, für genau das Engagement, wofür ich nun wiederholt vor Gericht stand.

  Fotos: “Gesicht zeigen!“

  Fotos von der Preisverleihung

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